Gedächtnis-Zellen

Rat der Weisen

Die Immun-Zellen des erworbenen Immunsystems generieren sogenannte Gedächtnis-Zellen, die sich ein Leben lang im Körper aufhalten und jederzeit sich an ganz genau einen spezifischen Fremdkörper erinnern können. Das ist ihre Aufgabe.

B- und T-Gedaechtnis-Zellen sind dargestellt (BM [grüne Zelle]; TM [blaue Zelle]). Disketten Symbole in den Zellen symbolisieren die Langzeit Speicher (Memory) der Zellen.
B- und T-Gedächtnis-Zellen
Sie sind sehr spezifisch und speichern nur ein bestimmtes Antigen eines Fremdkörpers ab. Aber taucht dieses Antigen irgendwo im Körper auf, dann wissen die Gedächtnis-Zellen dafür sofort, welche Abwehrmechanismen gegen dieses Antigen schon einmal erfolgreich waren. Sie leiten alles in die Wege für eine erneute erfolgreiche Immun-Abwehr, unabhängig davon, wie lange der letzte Versuch des Fremdkörpers, sich ein zu schmuggeln, schon her ist. Sie sind sozusagen der „Rat der Weisen“ von allen Immun-Zellen.

Immunität

Jede Krankheit, die man schon einmal durchlebt hat, oder eine Impfung erhalten hat, hat bewirkt, dass die entsprechenden Gedächtnis-Zellen hinterlassen wurden. Dank dieser Gedächtnis-Zellen, wird man immun gegen solche Krankheiten wie Röteln, Masern oder Windpocken. Immun bedeutet nichts anderes, als eine unglaublich schnelle Verteidigungsstrategie zu haben, weil es den Rat der Weisen Gedächtniszellen gibt. Die Gedächtnis-Zellen erkennen die Antigene des Fremdkörpers, kennt die richtige Strategie und initiieren direkt die perfekte Immunantwort.  Das Immunsystem ist also schneller mit seiner Immunantwort, als der Eindringling A sagen kann. Alle Fremdkörper werden sofort überwältigt, bevor Schaden (Krankheit) angerichtet werden kann. Demnach wird man, dank der Immunität, von Fremdkörper-Infektionen, die das Immunsystem bzw. die Gedächtnis-Zellen schon kennt, nicht mehr krank.

Gedächtnis-Zellen brauchen Auffrischung

Es kann jedoch vorkommen, dass man im Alter diese Immunität schwächer wird oder keinen 100% Schutz mehr hat. Das kann verschiedene Gründe haben.

Zum einen leben die Gedächtnis-Zellen nicht ewig, deshalb bedarf es einer Auffrischung spätestens alle 15-20 Jahre. Da wir aber in einer Gesellschaft leben und deshalb häufig in Kontakt mit anderen Menschen kommen, ist die Wahrscheinlichkeit auch hoch, dass man im Bus, Supermarkt, Kino, oder in der Stadt mit den gängigen Krankheiten (Erkältungen, Magen-Darm) häufig genug in Kontakt kommt. Dieser Kontakt bedeutet, die Fremdkörper gelangen in unseren Organismus und die Gedächtnis-Zellen reagieren sofort. Das reicht aus, um das Immunsystem aktuell zu halten und uns damit immun. Einige schwere Krankheiten (Kinderlähmung, Keuchhusten, Tetanus (Wundstarrkrampf), Tuberkulose (Schwindsucht) treten jedoch nur noch selten auf und sollten deshalb regelmäßig durch Impfungen aufgefrischt werden.

Mutationen im Antigen erschweren Erkennung

Zum anderen verändern sich die Erreger auch genetisch zum Beispiel durch Mutationen (Stichwort Antigenshift und Antigendrift (bei Viren); nennt man auf lange Sicht hin Evolution). Die Veränderungen können dazu führen, dass die Antigene nicht mehr übereinstimmen, mit denen die Deine Gedächtnis-Zellen einmal abgespeichert haben für z.B. Mumps. Die heutigen Mumps-Erreger haben ihr äußeres Erscheinungsbild vielleicht minimal verändert, können dadurch aber nicht mehr am ursprünglichen Antigen erkannt werden. Deshalb muss dein Immunsystem erst wieder neue Antigene (Erkennungsmerkmale) von den heutigen Mumps-Erregern abspeichern. Nur dann bist Du noch gegen heutige Mumps-Erreger immun.

Man kann sich das ein wenig wie bei der Mode vorstellen. Die Mode aus den 1980ern sah ganz anders aus als die Mode heutzutage. Wenn also meine Gedächtniszellen sich die Hosenform der Windpocken aus meiner Jugend als Erkennungsmerkmal (Antigen) gemerkt haben, dann kann es sein, dass die heutigen Windpocken ganz andere Hosen tragen. Also folglich nicht mehr erkannt werden können. Deshalb muss dann mein Immunsystem wieder neue Gedächtnis-Zellen anlegen, mit neuen aktuellen Erkennungsmerkmalen. Dadurch bin ich wieder für einige Zeit Immun gegen Windpocken.

Quellen: 1, 2; 3