Immunmodulatoren

Immunmodulatoren sind Therapie-Medikamente, die die Immunantwort beeinflussen können. Es sind meistens Substanzen, die der Körper auch selber herstellt, Histamin oder Zytokine wären ein Beispiel dafür. In der Therapie werden diese Stoffe aber nun dem Körper von außen zugeführt. Die meisten dieser Medikamente wurden chemisch hergestellt, ähneln aber sehr den Körpereigenen.

Es gibt verschieden Kategorien bei den Immunmodulatoren:

  • die Immun-Stimulantien,
  • die Immun-Hemmer,
  • die Zytokin-Therapien und
  • die Immun-Toxine

Theoretisch gehören die Checkpoint Modellierer auch als Kategorie zu den Immunmodulatoren. Auf Grund ihrer großen Bedeutsamkeit in der heutigen Anwendung sind sie hier als eigene Klasse aufgeführt.

Immun-Stimulantien

sind Substanzen, die das Immunsystem stärken und somit eine bessere Immunantwort gegen den Krebs erzielen.

Immun-Hemmer

verringern oder verhindern eine Immunreaktion und verbessern dadurch die Chancen auf Heilung.

Zytokin-Therapien

Bei diesen werden dem Patienten Zytokine verabreicht, die die Immunantwort gegen Krebs verstärken.

Immun-Toxine

Hier spielen Giftstoffe (Toxine) eine Rolle. Die Therapie-Formen sind in der Lage spezielle Gifte in die Krebs-Zellen zu transportieren um gezielt diese abzutöten.

Indikation

In der Medizin gibt eine Indikation (Heilanzeige) an, warum eine Behandlungsmaßnahme (einen bestimmten Test, ein Medikament, ein Verfahren oder eine Operation durchzuführen) nach Abschätzen des möglichen Nutzens und Risikos für die Patientin/den Patienten sinnvoll ist. Die Indikation ist oft, aber nicht immer ein Krankheitsbild. Die EMA macht dies in der EU, die FDA in den USA. In der EU orientieren sich die einzelnen europäischen Länder an den Vorgaben der EMA, können aber noch eigene Kriterien für ihre Länderspezifischen Indikationen definieren.

Es kann mehrere Indikationen für ein und dasselbe Medikament geben. Zum Beispiel ist Bevacizumab in der EU (Stand Juli 2019) für 6 verschiedene Krebsarten indiziert/zugelassen:

  • Brust,
  • Dickdarm;
  • Rektum,
  • Eierstock,
  • Gebärmutter,
  • Lungen und
  • Nieren.

Eine Indikation kann häufig mit dem Begriff Diagnose verwechselt werden. Diagnose ist die Feststellung oder Bestimmung einer Krankheit bei einem Patienten, während eine Indikation ein Verwendungsgrund für ein Medikament oder eine Therapie ist.

Zum Beispiel können zwei Patienteninnen dieselbe Diagnose nämlich eine bestimmte Form des Brustkrebses erhalten. Allerdings haben beide verschiedene Stadien des Brustkrebses. Eine Patientin hat ein Anfangsstadium, die andere ein Endstadium. Nun gibt es häufig unterschiedliche Indikationen (Zugelassene Medikamente-Optionen) für die Behandlung von Anfangs- und Endstadien. Die Patientinnen mit der gleichen Diagnose bekommen unterschiedliche Medikamente, weil dies dem Risiko des Patienten angemessen erscheint.

Aber eine scharfe Abgrenzung beider Begriffe ist leider nicht immer möglich. Das Gegenteil einer Indikation ist eine Kontraindikation, ein Grund, eine bestimmte medizinische Behandlung zurückzuhalten, da die Risiken der Behandlung die Vorteile deutlich überwiegen.

Klinische Studien

Was ist das?

In einer klinischen Studie werden Medikamente getestet, die für die jeweilige Erkrankung noch keine Arzneimittel-Zulassung haben. Es gibt auch Medikamente die zwar für andere Erkrankungen bereits zugelassen sind, nicht aber für die Krankheit die nun getestet werden soll.

Eine Arzneimittel-/Medikamenten-Zulassung bedeutet eine behördliche Genehmigung zu besitzen, ein spezifisches Medikament für eine oder mehrere bestimmte Krankheiten einsetzten zu dürfen. Die Genehmigung wird von den Zulassungsbehörden (bfArM, PEI, EMA, FDA) erteilt, nachdem mehrere verschiedene klinische Studien die Wirksamkeit eines bestimmten Medikamentes gegen eine Krankheit eindrucksvoll belegen konnten.

Konjugierte Antikörper

Ein konjugierter Antikörper (ADC) ist ein Antikörper, der eine Nutzlast gebunden hat.  Ein Linker befestigt die zytotoxischen Nutzlast am Antikörper.

Konjugierter Antikörper bindet Antiegen der Krebszelle und liefert seine zytotoxische Ladung ab. Somit gelangt das Zellgift in die Krebszelle und gesunde Zellen werden verschont.
Konjugierte Antikörper Krebszelle (K), monoklonaler Antikörper (mAb) mit Linker und zytotoxischem Konjugat

Dieser garantiert die spezifische Bindung an Tumoren. Die zytotoxische Substanz ermöglicht die Anti-Krebsaktivität und der Linker die Stabilität des Konstruktes im Blut-Kreislauf. Nach der Bindung an die Antigene, werden konjugierte Antikörper  ins Innere der Krebs-Zelle aufgenommen. Dies ermöglicht die Abgabe der zytotoxischen Substanz gezielt in Krebs-Zellen.

 

Bei einer normalen Chemotherapie, werden die zytotoxischen Substanzen über die Blut-Kreislaufbahn verteilt und von allen Zellen (krank und gesund) aufgenommen. Die ADC-Technologie nutzt eine durch Antikörper gezielt vermittelte Abgabe der zytotoxischen Substanz (meist Zytostatika) an die Tumor-Zellen, wobei gesunde Zellen geschont werden. Die ADC-Strategie verbessert dadurch nicht nur die therapeutische Wirkung potenter Zytostatika, sondern minimiert auch chemisch bedingte Nebenwirkungen. Ein solcher gezielter Ansatz kann die Sicherheit und Verträglichkeit von  Chemotherapien verbessern.

Es werden aber auch konjugierte Antikörper entwickelt, die keine toxischen Substanzen transportieren, sondern andere Medikamente gezielt zur Krebszelle bringen, die die Therapie in irgend einer Form verstärken können.

Quelle: 1

NZ

NZ ist die Abkürzung für “Nicht Zutreffend”

Onkolytische Viren

Es gibt Viren, die sehr spezifisch Krebszellen aufsuchen, diese infizieren, um sich in ihnen zu vermehren. Dies wird genutzt für die Therapie spezifischer Tumoren. Die Patienten bekommen entsprechende Viren, die dann die Tumore infizieren und die Tumor-Zellen zum Platzen bringen. Dadurch kann eine Reduktion der Tumorgrößen sehr gezielt erreicht werden. Genauere Informationen kannst Du im entsprechenden Kapitel finden.

Produktinformationen

Die Produktinformation ist ein Teil des von der EMA veröffentlichtem EPAR-Dokumentes (European Public Assessment Report [Englisch für Europäischer Öffentlicher Beurteilungsbericht]). Der EPAR fasst alle relevanten Produkt -Informationen eines von der EMA zugelassenen Medikaments zusammen.  Entsprechende öffentliche Teile dieses Berichtes liegen in verschiedensten europäischen Sprachen vor, so dass jeder in Europa sich über dieses spezielle Medikament informieren kann.

Im EPAR wird erläutert, wie die EMA-Agentur das Arzneimittel beurteilt hat, um zu ihren Empfehlungen für die Zulassung des Arzneimittels in der EU und die entsprechenden Anwendungsbedingungen zu gelangen. Die Beurteilung erfolgt auf Basis der Daten aller relevanten klinischen Studien, die im speziellen für eine spezifische Indikation dieses Medikamentes durchgeführt worden sind (zum Beispiel: Studien des Medikamentes X gegen Brustkrebs). Die Ergebnisse der Studien werden dann von Gremien der EMA (CHMP) analysiert und beurteilt. Auf Grund der Beurteilung erfolgt dann entweder die Zulassung oder Ablehnung durch die EMA. Im EPAR findest Du also wichtige Informationen  und Daten der Studien.

Das Deutsche Dokument der Produktinformation ist Teil des EPAR-Berichtes und beinhaltet folgende Informationen:

  • Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels
  • Hersteller des Wirkstoffes
  • Bedingungen oder Einschränkungen für die Abgabe und den Gebrauch
  • Sonstige Bedingungen und Auflagen der Genehmigung für das Inverkehrbringen
  • Bedingungen oder Einschränkungen für die sichere und wirksame Anwendung des Arzneimittels
  • Spezifische Verpflichtungen zum Abschluss von Maßnahmen nach der Zulassung unter “Besonderen Bedingungen”
  • Etikettierung
  • Packungsbeilage
  • Wissenschaftliche Schlussfolgerung und Gründe für die Änderung der Bedingungen der Genehmigung(en) für das Inverkehrbringen

 

Die Packungsbeilage beinhaltet folgende wichtige Informationen:

  • Was ist das Medikament und wofür wird es angewendet?
  • Was sollten Sie vor der Anwendung des Medikaments beachten?
  • Wie ist das Medikament anzuwenden?
  • Welche Nebenwirkungen sind möglich?
  • Wie ist das Medikament aufzubewahren?
  • Inhalt der Packung und weitere Informationen.

Tumor Impfungen

Es gibt Impfstoffe für einige wenige Krebssorten, die die Bildung von Tumoren präventiv verhindern können. Sie trainieren das Immunsystem diesen Krebs zu erkennen und bieten somit Schutz vor diesem spezifischen Krebs.

Zytokine

Zytokine sind Signalstoffe die von Zellen sekretiert (abgegeben) werden, um andere Immun-Zellen entweder in ein Gewebe locken zu können (Chemokine) oder Immun-Zellen zu aktivieren bzw. zu regulieren. Es sind Liganden, die an Zell-Rezeptoren binden können und eine Signal-Kaskade in der Empfänger-Zelle anschalten. Am Ende der Kaskade steht dann eine spezifische Reaktion der Empfänger-Zelle, die die Immunantwort unterstützt. Zytokine nehmen eine bedeutende Rolle ein bei immunologischen Reaktionen und in Entzündungsprozessen im Körper.

Folgende Zytokine (Botenstoffe) gibt es:

    • Interferone (INF),
    • Interleukine (IL),
    • Chemokine

Alle sind Eiweiß-Moleküle (Proteine) die in Gewebsflüssigkeiten vorliegen.

  • IFN sind Zytokine mit einer immunstimulierenden, vor allem antiviralen und antitumoralen Wirkung. Es gibt verschiedene Interferone (IFN-ɑ, IFN-β und IFN-γ).
  • IL sind Zytokine, die eine koordinierte Kommunikation unter den Immun-Zellen ermöglichen. Durch die Verteilung dieser Botenstoffe über das Blut und die Lymphe kann eine Immunantwort systemisch im Körper verteilt und damit verschnellert werden. IL sind aber auch an Entzündungsreaktionen im Gewebe beteiligt.
  • Chemokine sind chemische Moleküle, die als Lockstoffe für Immun-Zellen verstanden werden können. Somit können Chemokine Immun-Zellen in Gewebe locken, in denen Fremdkörper geortet wurden. Oder sie locken Immun-Zellen an, die die Immunantwort vor Ort regulieren sollen.

Es gibt hier viele verschiedene Möglichkeiten und viele Zytokine werden weiterhin stark erforscht und untersucht, um sie eventuell in der Krebs-Immun-Therapie als Co-Therapeutikum mit einsetzten zu können.