Klinische Studien Einfach Erklärt

In einer klinischen Studie werden Medikamente getestet, die für die jeweilige Erkrankung noch keine Zulassung haben. Es gibt auch Medikamente die zwar für andere Erkrankungen bereits zugelassen sind, nicht aber für die Krankheit die nun getestet werden soll.  Eine Arzneimittel-/Medikamenten-Zulassung bedeutet eine behördliche Genehmigung zu besitzen,um ein spezifisches Medikament für eine oder mehrere bestimmte Krankheiten einsetzten zu dürfen.

Die Genehmigung wird von den Zulassungsbehörden (BfArM, EMA, FDA) erteilt, nachdem mehrere verschiedene klinische Studien Phasen die Wirksamkeit eines bestimmten Medikamentes gegen eine Krankheit eindrucksvoll belegen konnten.

Wie funktioniert eine Klinische Studie?

Eine Klinische Studie wird durchgeführt, um die behördliche Arzneimittelzulassung eines Medikamentes voranzutreiben.  An den klinischen Studien nehmen Freiwillige (Probanden) teil, die das Medikament testen wollen, um die Prozesse der Medikamentenentwicklung und Medikamenten-Zulassung zu unterstützen.  Eine Klinische Studie soll zuerst einmal die Sicherheit/Verträglichkeit und danach die Wirksamkeit eines neuen Medikamentes testen.

Besonderheiten bei Krebs-Studien

Auch gesunde Probanden dürfen normalerweise an klinischen Studien teilnehmen. Klinische Studien bei Krebs-Medikamenten werden allerdings nur mit Krebs-Patienten durchgeführt, nicht mit gesunden Probanden. Das liegt daran, dass die Nebenwirkungen der meisten Krebs-Medikamente recht stark sein können. Man darf aus ethischen Gründen gesunden Probanden keiner wissentlichen Gefahr aussetzen. Die meist heftigen Nebenwirkungen vieler Krebs-Medikamente stellen jedoch eine deutliche Gefahr für die Gesundheit von Probanden dar.  Deshalb ist es ethisch nur vertretbar, dass dieses hohe Risiko nur von Krebs-Patienten eingegangen wird.

Was ist das Ziel einer Studie?

Das Ziel einer Studie ist spezifische Fragen des Arzneimittelzulassungs-Prozesses zu beantworten. Die wichtigsten Fragestellungen zielen auf folgende Themen ab.

  • Ist das Medikament sicher und verträglich. (Sicherheit/Verträglichkeit)
  • Ist das Medikament wirksam gegen die Krankheit und eventuell auch besser als bisherig zugelassene Medikamente? (Wirksamkeit)
  • Hat das Medikament eventuell weniger Nebenwirkungen, als die gängigen Medikamente. (Vorteile/Risiken)

Wenn ein Medikament zugelassen werden soll, dann muss es mit Hilfe der Studienergebnisse zeigen, dass diese drei Fragenbereiche allesamt positiv beantwortet werden. In einem Studien-Protokoll werden dann die Fragen, die die Studie beantworten soll festgehalten und die genaue Durchführung von Tests und Untersuchungen aufgeführt, die eine Beantwortung dieser Frage zum Ende der Studie ermöglichen sollen.

Wozu gibt es ein Studien Protokoll?

Identische Behandlung aller Probanden

Das Protokoll gewährleistet die identische Behandlung aller Probanden und somit sind zum Ende der Studie alle Ergebnisse mit einander vergleichbar und auswertbar. (Man möchte ja nicht Äpfel mit Birnen vergleichen 😊). Man versucht durch die Vorgaben im Protokoll so viele vermeidbare Störfaktoren auszuschließen, wie es eben möglich ist. 

Ein Beispiel:

Alter

Im Protokoll wird auch festgelegt welche Probanden-Kriterien eingehalten werden müssen. Typisch wäre möglicherweise eine gewisse Altersgruppe vorzuschreiben. Dadurch wird sichergestellt, dass alle Probanden ungefähr im selben Alter sind. Man kann zum Schluss der Studie bei der Analyse der Daten dann die Variable des Alters vernachlässigen, da ja alle Probanden ca. im selben Alter waren.

Blutwerte

Oder man legt bestimmte Blutwerte fest. Nur Probanden, die diese Blutwerte erfüllen dürfen dann teilnehmen. Die ähnlichen Blutwerte aller Probanden gewährleisten dann einen ähnlichen Gesundheitszustand aller Probanden. Man kann also bei der Analyse der Daten zum Ende der Studie verschiedene Schweregrade der Krankheit bei den Probanden ausschließen.

Stark kontrollierter Rahmen

Das heißt die Studie findet nur in einem sehr stark kontrollierten Rahmen statt. Alle die an der Studie teilnehmen müssen das Protokoll kennen und sich haargenau an die Angaben halten. Die strikte Einhaltung der Protokoll-Kriterien soll ja gewährleisten, dass alle Probanden identisch behandelt werden. Deshalb muss der Prozess der Medikamenten-Testung vor dem Start der Studie sehr detailliert geplant und in einem Protokoll niedergeschrieben werden. Alle Handlungen die für die Studie durchgeführt werden müssen, sind vorab genau definiert und protokolliert worden.

Argumente für die Studie

In dem Studien-Protokoll sind ebenfalls viele Informationen gebündelt, die die bisher gezeigte Wirksamkeit des zu testenden Medikaments, die Risiken und Pluspunkte aufzeigen. Diese Informationen stammen aus der vorangegangenen Forschung im Labor und eventuell von Tierexperimenten. Diese Daten zeigen, die vielversprechende Wirksamkeit des Medikamentes und dienen als Argumente eine klinische Studie in Erwägung zu ziehen. Diese Daten werden von der Zulassungsbehörde sehr genau begutachtet, um eventuelle Risiken für den Menschen abschätzen bzw. ausschließen zu können.

Das Protokoll ist demnach das Dokument in dem alle bisherigen relevanten Daten über das Medikament und alle für die Studie geplanten Abläufe detailliert dokumentiert sind. Dieses Protokoll wird bei einer Zulassungsbehörde eingereicht mit der Bitte (ein Antrag) diese Studie zu prüfen, ob sie durchgeführt werden darf.

Die Arbeit der Zulassungsbehörden

Auf Grund der eingereichten Unterlagen kann die Zulassungsbehörde in einem sehr strikt definiertem Entscheidungsprozess die Studiendurchführung genehmigen oder ablehnen. Abgelehnt werden zum Beispiel Studien, bei denen ein schlechterer Nutzen für Patienten ersichtlich wird, als der Nutzen von bereits vorhandenen zugelassenen Medikamenten. Auch können Studien abgelehnt werden, bei denen ein Risiko für die teilnehmenden Probanden so hoch eingestuft wird, dass die Probanden sichtlich mehr gefährdet wären, als sie von der Studie Nutzen hätten.

Wird eine Studiendurchführung genehmigt, darf die Studie starten; muss sich aber exakt an die, im Protokoll beschriebene, Planung halten. Klinische Studien können regelmäßig kontrolliert werden, ob alle Bereiche des Protokolls eingehalten werden.

Die gewonnenen Ergebnisse werden am Ende einer Studie statistisch ausgewertet. Die Auswertungen zeigen dann, die Resultate mit denen man die Fragestellungen des Protokolls versucht zu beantworten.

Die Resultate einer Studie werden den Zulassungsbehörden gezeigt. Sind die Resultate positiv, sprich die Fragestellungen der Studie sind positiv beantwortet worden, das Medikament ist sicher und zeigt viele Vorteile für Patienten aber wenig Risiken, darf das Medikament weiter seinen Weg zur Zulassung beschreiten. Es gibt mehrere Phasen in der Arzneimittelzulassung. Ein Medikament muss Phase I bis III durchlaufen haben um die Zulassung als Arzneimittel genehmigt zu bekommen. In jeder dieser Phasen muss mindestens eine Studie erfolgen.

Eine klinische Studie ist sehr kostenintensiv, weshalb keine halbherzigen klinischen Studien durchgeführt würden. Nur Firmen, die wirklich von ihrem Medikament überzeugt sind scheuen auch die Kosten nicht eine solch teure Studie durch zu führen.

Wer führt klinische Studien durch?

Theoretisch kann jeder eine klinische Studie durchführen. Derjenige muss lediglich in der Lage sein die entsprechenden Anträge und Bedingungen der Arzneimittelbehörden zu verstehen und zu erfüllen. Diese Prozesse sind jedoch sehr komplex und wie schon beschrieben kostspielig. Deshalb trauen sich eher wenig Ungeübte in den Bereich. Meist sind es Pharma-Konzerne, Universitäts-Kliniken und Krankenhäuser, CROs aber auch kleinere Biotechbetriebe, die die Strapazen der klinischen Studien durch schreiten, um ihr Medikament oder Medizinprodukt auf den Markt zubringen.

Phasen der Klinischen Studien

Phasen der Klinischen Studien und ihre Charakteristika sind aufgeführt.
PhaseZu klärende Frage, ZielAnzahl ProbandenDauer
  IMaximal verträgliche Dosis, Dosis-Wirkungs-Beziehung, Sicherheit, Kinetik bei Gesunden4 bis 10 gesunde Probanden (nur ausnahmsweise Patienten bei Krebs)Wochen bis Monate
  IIDosis-Wirkungs-Beziehung, Wirksamkeit (Proof of Concept), Verträglichkeit, Kinetik bei Patienten50 bis 200 PatientenWochen bis Monate
  III         Wirksamkeit und Sicherheitmehrere 100 bis mehrere 1000 PatientenMonate bis Jahre

Phase I

In Phase1 wird die Verträglichkeit eines Medikaments und zwar das erste Mal im Menschen (first-in-man) getestet, ohne bereits auf die Wirkung zu schauen. Phase1 soll Medikamente mit starken Nebenwirkungen schnell rausfiltern. Ebenso wird in der Datenerhebung die Pharmakokinetik des Medikaments begutachtet. Pharmakokinetik umfasst alle Prozesse der Interaktion zwischen dem Arzneimittel und dem Körper. Sprich wie wird es aufgenommen, wie (schnelle) verteilt es sich im Körper, wie wird es abgebaut und ausgeschieden? Phase I Studien haben meist sehr wenige Probanden (ca. 4-10).

Fragestellung: Ist das Medikament sicher und verträglich im Menschen.

Phase II

Phase2 testet die Wirksamkeit, Verträglichkeit und Sicherheit eines Medikaments an wenigen Probanden (ca. 50-200). Es wird die optimale Dosis mit Hilfe verschiedener Patienten-Gruppen ermittelt. Jede aufeinander folgende Gruppe erhält eine erhöhte Dosis bis das Optimum des Dosiskonzentration erreicht zu sein scheint.

Fragestellung:

  • Welche Dosis des Medikamentes ist wirksam gegen die Krankheit?
  • Ist die Dosis verträglich und sicher für Patienten?

Phase III

In Phase III ist es das Ziel eine Arzneimittelzulassung zu erhalten. Nun muss also eindeutig bestätigt werden, dass das zu testende Medikament wirksam ist und die Krankheit heilt. Ein Vergleich mit bereits bestehenden Medikamenten kann Vorteile in der Wirksamkeit oder Verträglichkeit aufzeigen. Gibt es noch keine zugelassenen Medikamente muss der Vergleich zwischen dem Prüfpräparat und einem Placebo erfolgen.  Es kann aber auch die Verabreichung des Prüfpräparats in Kombination mit anderen Arzneimitteln untersucht werden. Die Erprobung des Arzneimittels findet in einer größeren Patientengruppe (ca. 300-1000) aber vor allem über längere Zeiträume statt. Die Resultate der Phase III Studie werden genutzt, um fest zu legen, wie das Medikament zukünftig optimal verordnet werden kann.

Es gibt noch eine weitere Phase der klinischen Studien (Phase IV), die ist aber für uns hier erst einmal nicht relevant.

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Recherche und weiterführende Links

Wirklich gute deutschsprachige Seiten für weitere Recherchen über die Klinische Forschung findest Du hier: